Biographie Watson
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John Broadus Watson wurde am 09. Januar 1878 in Greenville (South Carolina) in eine sehr arme Familie hineingeboren. Er war das 4. von 6 Kindern. Watsons Mutter, Emma Kesiah (Roe) Watson, war eine sehr religiöse Frau und wollte, daß ihr Sohn später Geistlicher werden sollte. Der Vater Pickens Butler Watson wurde als faul und delinquent bezeichnet, trank, hatte außereheliche Affären und verließ die Familie 1891, als Watson noch ein Kind war.

Mit 16 Jahren kam Watson im Jahr 1894 auf die Furman University. Er war ein Mitglied der Kappa Alpha-Vereinigung und machte auf seine Professoren einen etwas nonkonformistischen Eindruck. In seinen wenigen psychologischen Kursen erhielt er einige seiner schlechtesten Noten und war auch sonst kein übermäßig erfolgreicher Student. Kurz nach seiner Graduierung in Furman 1899 starb Watsons Mutter, so daß er nicht Geistlicher werden mußte, sondern sich der Philosophie widmen konnte.

Seine nächste Station auf dem Bildungsweg war Chicago, in das er im Jahr 1900 mit $ 50 in der Tasche reiste. Finanziell schlug er sich als Kellner und Hausmeister durch. In Chicago besuchte er Philosophie-Kurse von John Dewey, einem bedeutenden Philosophen, Pädagogen und Psychologen seiner Zeit. Doch Watson meinte, daß er ihn nicht verstehe, und ging lieber einer Promotion in experimenteller Psychologie bei Prof. James Rowland Angell nach. Mit magna cum laude erhielt er 1903 seinen Doktortitel in Philosophie. Seine Arbeit bezog sich auf die Beziehungen zwischem dem Verhalten von Ratten und dem Wachstum des Nervensystems. Die folgenden 5 Jahre blieb er in Chicago als Assistent von Angell und später als wissenschaftlicher Mitarbeiter. In diese Zeit fällt auch Watsons erste Heirat (1904) mit einer früheren Studentin, Mary Ickes, mit der er zwei Kinder, Mary und John, hatte.

1908 übernahm Watson eine Stelle als Professor und Leiter des psychophysiologischen Labors an der Johns Hopkins University in Baltimore. Kurz nach Watsons Ankunft verließ James Mark Baldwin unerwartet schnell das psychologische Institut, so daß Watson die alleinige Verantwortung für die Psychologie an der Johns Hopkins trug.

1913 erschien Watsons Artikel „Psychology as the Behaviorist Views it“ in der Psychological Review, in dem Watson die damalige psychologischen Ansichten und ihre Forschungstechnik der Introspektion kritisierte und gleichzeitig seinen Entwurf einer naturwissenschaftlich orientierten Psychologie vorstellte. Der Artikel hatte eine ungeheure Wirkung: Watsons Ideen wurden von den vielen jüngeren Forschern begeistert aufgenommen, während die Vertreter der alten Richtungen heftig opponierten (z. B. William McDougall). Jedoch nahm Watsons Sache einen beständigen Aufstieg. Er selbst wurde zum Mitherausgeber der Psychological Review und zum Gründungsherausgeber des Psychological Bulletin, zweier heute angesehener Fachzeitschriften. 1915 trat Watson das Amt des Präsidenten der American Psychological Association an.

Watsons Eheleben war durch eine Reihe von Affären gekennzeichnet, von denen die mit seiner Forschungsassistentin Rosalie Rayner 1919 öffentlich wurde und zur Scheidung von Mary Ickes führte. Der mit diesen Ereignissen verbundene Skandal führte dazu, daß Watson von der Verwaltung der Johns Hopkins aufgefordert wurde, seine Professur niederzulegen.

Nach diesem abrupten Ende seiner wissenschaftlichen Karriere, die Watson sehr betrübte, zogen er und Rayner, die mittlerweile geheiratet hatten, nach New York. Dort nahm Watson eine Stelle bei der J. Walter Thompson Werbeagentur an. Im Laufe der Zeit studierte er Werbung und ihren Einfluß auf das Kaufverhalten der Konsumenten und erhielt 1924 den Posten eines Vizepräsidenten bei J. Walter Thompson. 1935 wechselte er zur William Esty Company, bei der bis zu seinem Eintritt in den Ruhestand 10 Jahre später verblieb.

Während Watsons Karriere in der Werbebranche lebten er und Rayner auf der Whipporwill Farm in Westport / Connectictut. Dort ging Watson seinen Hobbies wie Rennbootfahren, Landwirtschaft und Reiten nach. 1935 erkrankte Rosalie Rayner ernsthaft und starb mit 35 Jahren. Aus ihrer Ehe gingen die Söhne William Rayner Watson und James Broadus Watson hervor. In den 50er Jahren verließ Watson Whipporwill Farm und zog auf eine kleinere Farm in Woodbury / Connecticut, wo er bis zu seinem Tod 1958 lebte.

Trotz seines frühen Ausscheidens aus der wissenschaftlichen Gemeinschaft veröffentlichte Watson nach 1919 noch einige psychologische Schriften, in denen er sich mit seinem Behaviorismus und von ihm angestoßenen Forschungen auseinandersetzte. So erschienen 1924 seine Bücher „Behaviorism“ und 1928 „Psychological Care of Infant and Child“. 1957 erhielt er von der American Psychological Association (APA) eine ehrenvolle Erwähnung für seine Beiträge zur Psychologie. Im April 1979 fand in Furman ein Symposium zu Watsons 100. Geburtstag statt, an dem 2000 Personen teilnahmen. Gastredner waren u.a. James V. McConnell, Fred S. Keller und B. F. Skinner. 1984 wurde Watson in die South Carolina Hall of Science and Technology aufgenommen.

Zeittafel

1878

John Broadus Watson wird am 9. Januar in Greenville (South Carolina) geboren.

1891

Sein Vater Pickens Watson verläßt die Familie.

1894

Watson kommt als Student an die Furman University.

1899

Watson graduiert an der Furman University.

1901

Er erhält seinen M. A. von der Universität Chicago (Hauptfach: Psychologie, Nebenfächer: Philosophie und Neurologie).

1903

Watson erhält seinen Doktortitel mit „magna cum laude“ von der University of Chicago.

1904

Er heiratet Mary Ickes, eine frühere Studentin.

1905

Mary, das erste Kind der beiden, wird geboren. Watson immatrikuliert sich an der Johns Hopkins University in Baltimore.

1906

Watson wird als Ausbilder an der University of Chicago eingestellt.

1907

Er bekommt eine Stelle als „associate professor“ in Psychologie an der Johns Hopkins University.

1908

Als Nachfolger von James Baldwin wird Watson Professor für Psychologie und Leiter des psychophysiologischen Labors an der Johns Hopkins.

1912

Watson liest in seiner Vorlesung „Psychology as the Behaviorist Views It“.

1913

Der Artikel „Psychology as the Behaviorist Views It“ erscheint in der Psychological Review.

1914

Sein Buch „Behavior: An Introduction to Comparative Psychology“ wird veröffentlicht.

1915

Watson wird Präsident der American Psychological Association.

1916

Er veröffentlicht seinen Artikel „Behavior and the concept of mental disease“ im Journal of Philosophy, Psychology, and Scientific Methods.

1919

Watson veröffentlicht „Psychology from the Standpoint of a Behaviorist“. Er beginnt eine Affäre mit seiner Forschungsassistentin Rosalie Rayner.

1920

Watson wird aufgrund der Äffare von der John Hopkins University entlassen. Nach seiner Entlassung wendet er sich der Werbebranche zu und beginnt, für die J. Walter Thompson Agency zu arbeiten.

Der Artikel „Conditioned emotional reactions“ von Watson und Rayner über das Experiment mit „Little Albert“ erscheint im Journal of Experimental Psychology.

1924

Er wird Vizepräsident der J. Walter Thompson Agency. Sein Buch „Behaviorism“ erscheint.

1928

Watson veröffentlicht the „ Psychological Care of Infant and Child“.

1929

Watson führt eine öffentliche Debatte über den Behaviorismus mit Prof. William McDougall.

1930

Die 2. Auflage des Buches “Behaviorismus” erscheint.

1935

Watson wechselt von der J. Walter Thompson Agency zur William Esty Agency.

1945

Watson tritt als Vizepräsident der William Esty Agency in den Ruhestand.

1958

Watson stirbt am 25. September in New York City. Kurz vor seinem Tod hatte er alle seine unveröffentlichten Arbeiten verbrannt.


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